Teil 4 - Fernweh
Hier nun die weitere Fortsetzung meiner Geschichte mit der kleinen Gitarre!
Zu Beginn der Osterferien zog es mich dann noch einmal nach Köln. Diesmal ging es allerdings zunächst in die Flora, den Botanischen Garten, der sich in dieser Jahreszeit als ein wahrer Blütentraum präsentiert.
"Hier wäre auch mal ein schönes Open-Air-Konzert angesagt!"
Verschiedenste Pflanzenarten in ihren liebevoll nachgestalteten Lebensräumen gaben viele Möglichkeiten, die Gitarre in Szene zu setzen.
"Man fühlte sich wie auf einer Weltreise!"
Aber auch die etwas versteckten Nischen und Winkel hatten Stil und Wirkung.
"Redet man hier von mir?"
Doch bei aller Blumenvielfalt und dem Charme der großen Parkanlage - es blieb immer ein: "den Rasen betreten verboten". Was für den Besucher natürlich verständlich, für die Platzierung der Gitarre aber eher ungünstig war.
"Dafür bin ich wohl etwas zu "zart-besaitet"."
So zog es mich dann doch noch - diesmal mit der Straßenbahn - in die Stadt hinein.
"Es hätte durchaus noch andere Fortbewegungsmittel gegeben!"
Vom Rheinauhafen, mit seinem Alten Hafenamt, den großen Kranhäusern und den kleinen Jachten und stillgelegten Hausbooten, hatte man einen guten Blick auch auf die andere Rheinseite, wo die Osterkirmes sich gerade auf den bevorstehenden Rummel vorbereitete.
"Wer die Örtlichkeiten kennt, der weiß, dass das rechte Bild nur durch eine waghalsige Kletteraktion zustande kam."
Zurück ging es dann wieder zu Fuß - quer durch die Stadt.
"Es macht schon Spaß, so herumgetragen zu werden!"
Letztlich landete ich dann doch wieder im Trubel der Hohen Straße, mitten in der Fußgänerzone. Und dort zwischen den vielen Menschen sah ich es wieder: das Los des Musikers, der in unserer heutigen Zeit mehr und mehr überhört und "übergangen" wird.
"Ich wurde auch einfach übersehen!"
Aus Köln wieder zurück entdeckte ich recht versteckt in Gummersbach eine überaus reizvolle kleine Kirche, die eigentlich mehr dem Flair der typisch bayrischen Landschaft entsprach und so eine willkommene Kulisse bietete. Einzig ein Stativ wäre von Vorteil gewesen, aber es gab ja noch das Autodach.
"Jetzt bin ich schon so klein, und der bekommt die Kirche immer noch nicht ganz aufs Bild."
Wer der Annahme ist, Graffiti-Wände gäbe es nur in Großstädten, der kann gerne mal einen Abstecher nach Wipperfürth im Oberbergischen Land machen. Entlang der Nordtangente bieten sich großartige Eindrücke von kleinen und großen Künstlern.
"Darf ich zum Chorgesang bitten?"
Da ich Farben sehr liebe, war ein Besuch beim Maler M. Mörschner nicht zu vermeiden. Wenngleich es auch fürs Fotografieren von der Gitarre recht eng war, seine Katze ließ sich davon nicht beeindrucken.
"Da hätte ich auch gerne mal ein Mittagsstündchen verbracht."
Die erste länderübergreifende Reise führte durch Österreich und Ungarn nach Rumänien. Bereits auf der Raststätte in Österreich kam es zu einer interessanten und richtungsweisenden Begegnung. Dort saß ein Mann, der für mich irgendwie der Urbegriff eines Österreichers war. Als ich ihn fragte, ob ich ein Foto von ihm und der Gitarre machen dürfte, griff er beherzt das Instrument und strahlte in die Kamera.
"Besser so tun als ob, als nur so rumstehen!"
Nachdem Sibiu / Hermannstadt im Jahre 2010 Kulturhauptstadt war, hatte sich dort vieles verändert. In der Innenstadt wurde viel restauriert und erstrahlte nun in neuem Glanz.
"Wirklich beeindruckend!"
Der große Marktplatz bietet viel Raum und Möglichkeiten für kulturelle und volkstümliche Veranstaltungen; und in den ehrwürdigen Gebäuden ringsherum konnte man manche Ausstellung bewundern.
"Und wer fährt mal mit mir im Karussell?"
Neben den kulturellen Gebäuden geben besonders die Kirchen der Stadt ihren Charakter. Z.B. hebt sich die Orthodoxe Kirche mit ihren prächtigen Wandmalereien hervor. Aber auch die alte Evangelische Kirche, die von der deutschen Geschichte in Hermannstadt erzählt, laden zur Andacht ein.
"Da hätte ich gerne mal ein paar Choräle angestimmt."
Während noch vor wenigen Jahren die Regale der Geschäfte leer waren, konnte man nun überall den angestebten Fortschritt förmlich spüren.
"Wer soll das alles bezahlen?"
Und genau hier in den Straßen von Sibiu kam es zu einer ganz außergewöhnlichen Begegnung. Völlig unerwartet kam plötzlich ein fremder Mann aus der Menschenmenge auf mich zu und entriss mir wortlos die Gitarre aus der Hand. Ich dachte schon: Das war es nun mit der Gitarren-Geschichte. Doch zu meiner Verwunderung begann der Mann die Gitarre zu stimmen - so gut es eben ging. Dann setzte er sich auf einen kleinen Pfosten und spielte los. Zufrieden sah er mich an und gab mir die Gitarre wieder. Dann verschwand er wieder zwischen den Menschen. So sonderbar diese Geschichte auch anmuten mag, für mich war es ein Zeichen dafür, doch wieder auf der Gitarre zu spielen! Und genau das tat ich dann auch auf den vielen Besuchen, die wir noch auf unserer Reise hatten.
"Endlich hat einer kapiert, dass man auf mir noch spielen kann!"
Ziel unserer Reise war das "Haus der Hoffnung" in Selimbar/Sibiu. Ein Hilfsprojekt für Senioren und junge Frauen.
"Anlehnen und ausruhen!"
Ringsherum standen die Obstbäume in voller Blüte und gaben ein freundliches Bild ab.
"Bezaubernd!"
Ganz in der Nähe der Bahnhof von Selimbar. Wie eine Reise in längst vergangene Zeiten - wo der Bahnhofswärter noch mit einer Handkurbel die Schranken bedient.
"Nur das Wetter hätte besser sein können."
Die öffentliche Bahnhofstoilette war allerdings sehr gewöhnungsbedürftig; und mancher Müllhaufen vom Schnee kaschiert.
"Zum Glück gab es keine Innenaufnahmen..."
Dann änderte sich das Wetter und der alte Bahnhof mit seinen Schienen entpuppte sich als Traumkulisse!
"Fernweh!"
"Auf manchen Schienen war noch ganz schön was los."
Doch wer Rumänien kennenlernen möchte, der muss sich einfach einmal auf den Weg in die umliegenden kleinen Dörfer und Ortschaften begeben.
"Ein farbenfrohes Volk!"
Wer mit einer Gitarre in der Hand durch die Ortschaften zieht, braucht sich über Zuschauer nicht zu wundern. Gerne habe ich sie dann auch mal für ein nettes Foto aus der Hand gegeben.
"Das hat total viel Spaß gemacht!"
Da ich mit dem erfahrenen Pilgerführer Stefan Höne unterwegs war, entstanden nachfolgende Aufnahmen - ein kleines Making-Of!
"Aha! Endlich zeigt sich der Fotograf auch mal persönlich!"
Doch neben den freundlichen Menschen und den farbenfrohen Hausfassaden blieb die Armut und auch der Verfall an vielen Stellen unübersehbar.
"Da hilft auch keine schöne Melodie."
Um wenigstens ein kleines Stück die Not zu lindern hatten wir wieder Hilfsgüter und kleine Geschenke zusammengestellt. Diese verteilten wir in den Familien, die es nötig brauchten.
"Ein Tropfen auf den heißen Stein?" oder "Steter Tropfen höhlt den Stein!"
"Ich war froh ein paar Gitarrenklänge zurücklassen zu können."
Ein weiteres großes Problem war auch immer noch der Müll, der unverwertet weit durchs Land verstreut sein "Unwesen" treibt.
"Zum Glück bin ich nicht liegengeblieben."
An einem Nachmittag hatte ich die Gelegenheit eine Weile mit einem Hirten über das Land zu ziehen. Diese Weite der Landschaft hat mich tief beeindruckt.
"Auch wenn der Hirte nicht besonders musikalisch erschien, von der Freiheit wusste er bestimmt ein Lied zu singen."
Am letzten Tag ging es noch einmal in die Berge, wo der Winter die Natur noch fest im Griff hatte.
"Schon wieder kalte Saiten!"
Zurück blieb eine Erinnerung an liebenswerte Menschen und eine großartige Landschaft, aber auch an Not die zu Herzen ging.
Wie es weitergeht:
Bei Interesse an den Bildern: